Speaker
Description
Das zunehmend auch im sportpädagogischen Diskurs beachtete Konzept Physical Literacy geht davon aus, dass ein Komplex verschiedener Dispositionen, d.h. kognitive (Wissen und Verständnis), affektive (Motivation und Selbstvertrauen) und physische (körperliche Kompetenz) voraussetzend dafür sind, um lebenslang körperliche Aktivitäten wertzuschätzen und Verantwortung dafür zu übernehmen (International Physical Literacy Association [IPLA], 2017). Eine zentrale Argumentationsrichtung im deutschsprachigen Raum zeichnet sich dadurch aus, dass sie Physical Literacy verstärkt mit fachbezogenen Konzepten der Gesundheitskompetenz in Bezug setzt (Töpfer, Jaunig & Carl, 2022). Bisher wird im Konzept der Gesundheitskompetenz deutlich auf kognitive Dispositionen fokussiert, so dass insbesondere auf Ebene des gesundheitsbezogenen Wissens und Verstehens Verbindungen zum Konzept Physical Literacy hergestellt werden (Töpfer, Jungheim, Lohmann, Sygusch, Tittlbach & Brandl-Bredenbeck, 2022). Damit stellt sich die Frage, wie weitere Dispositionen für aktive und gesunde Lebensstile wie z. B. motorisch-körperliche sowie motivationale Facetten operationalisiert, in ihren Wirkweisen und wechselseitigen Zusammenhängen beforscht werden können, so dass dem holistischen Anspruch von Physical Literacy im Sinne eines mehrdimensionalen Verständnisses von Gesundheitsbildung Rechnung getragen werden kann.
Im Vortrag wird hierzu eine heuristische Modellskizze zur empirischen Überprüfung der verschiedenen Wirkannahmen zur Diskussion gestellt. In der Struktur eines Angebot-Nutzungs-Modells der Wirkweise des (Sport-)Unterrichts werden Struktur- und Prozessmerkmale beschrieben sowie zwischen kurz-, mittel- und langfristige Ergebnismerkmalen (Output, Outcome und Impact) unterschieden (Gogoll & Gerlach, 2020). Sie bringt die verschiedenen Wirkdimensionen in zeitliche Sequenz und hilft wechselseitige Einflüsse bzw. Zusammenhänge zu modellieren und zu analysieren.
Literatur
Gogoll, A. & Gerlach, E. (2020). Bewegung, Spiel und Sport - zwischen pädagogischem Wunsch und empirischer Wirklichkeit. In I. van Ackeren, H. Bremer, F. Kessl, H.-C. Koller, N. Pfaff, C. Rotter et al. (Hrsg.), Bewegungen. Beiträge zum 26. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (Schriften der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE), Bd. 26, S. 463-475). Opladen: Verlag Barbara Budrich.
International Physical Literacy Association. Physical Literacy Definition. Zugriff unter https://www.physical-literacy.org.uk/
Töpfer, C., Jaunig, J. & Carl, J. (2022). Physical Literacy – to be discussed: eine Perspektive aus Sicht der deutschsprachigen Sportwissenschaft. German Journal of Exercise and Sport Research, 52 (1), 186-192. doi:10.1007/s12662-021-00754-2
Töpfer, C., Jungheim, L., Lohmann, J., Sygusch, R., Tittlbach, S. & Brandl-Bredenbeck, H. P. (2022). Gesundheitskompetenz im Sportunterricht entwickeln. sportunterricht, 71 (8). doi:10.30426/SU-2022-08-2
Arbeitskreis | Physical Literacy im sportpädagogischen Diskurs |
---|