9–11 Nov 2018
Universität Hamburg
Europe/Berlin timezone

Forum 2: Dialogische Bildung und solidarisches Handeln Moderation Prof. Dr. Heinz-Peter Gerhardt (Frankfurt)

10 Nov 2018, 09:30
3h
Raum 205 (Universität Hamburg)

Raum 205

Universität Hamburg

Von-Melle-Park 8

Description

„Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter wollen einzelne Menschen, Familien und Gruppen befähigen, ihr Leben und Zusammenleben zunehmend selbst zu bestimmen und in solidarischen Beziehungen zu bewältigen. Der sich verstärkende Prozess der Ökonomisierung aber wird von wenigen als Chance, von mehreren als die Abkehr von ursprünglichen ethischen und methodologischen Grundsätze angesehen. Distanz zur Klientel ersetzt Empathie, Typisierung tritt anstelle von situations -und personengerechten Arbeiten, die Verwaltung sozialer Räume ersetzt die Förderung lokaler Veränderungs- und Entwicklungskulturen.Und trotz alledem: Prekäre Lagen verstetigen sich.
Im Forum 2 wollen wir Ansätze und Erfahrungen mit einer partizipativen und verstehenden Praxis austauschen, die die Lebenswelt der betroffenen Menschen in den Blick nimmt und anbetracht staatlich verbriefter Rechte eine soziale Teilhabe und Selbstwirksamkeit ermöglicht. "Befreiende Sozialarbeit" meint verstehen wollen, nicht urteilen; bedeutet "empowerment" im Rahmen einer gemeinwesenorientierten lokalen Ökonomie mit angemessenen, auf den überschaubaren Sozialraum bezogenen Maßnahmen. Dabei muss gerade im Zeichen von Pegida und AfD auch die Interiorisierung von Ausgrenzung in vielen von Sozialleistungen abhängigen Familien und Personen bearbeitet werden. Um es mit Freire auszudrücken: die Schwierigkeit vieler "Unterdrückter", die Unterdrückung nicht zu verinnerlichen, sondern als außerhalb von ihnen selbst zu lokalisieren, die Unterdrücker, die Unterdrückung benennen zu können. Gleichzeitig soll es uns im Forum 2 um die "Erziehung der Erzieher", gehen, die "Erzieher" im Krankenhaus, in schulischen Einrichtungen, in der Altenpflege, in der Arbeit mit Migranten, in der Arbeits- und Sozialverwaltung , in Selbsthilfegruppen, Bürgerinitiativen und Nichtregierungsorganisationen: Damit ist die Thematisierung unseres verborgenen Kolonialismus angesprochen, mit dem wir unbewußt mittelschichtsgeprägte kulturelle Muster zur Norm erheben. Was aber bedeutet überhaupt "Unterdrückung", wer ist unterdrückt oder unterdrückt andere ?“

Heinz Peter Gerhardt, Dr. phil., Regierungsdirektor a.D. der Fachhochschule des Bundes, Brühl/ Rheinland. Dissertation über die „Theorie und Praxis Paulo Freires in Brasilien, 1978 bei H. J. Heydorn, E. Jouhy und E. Becker (J. W. Goethe Universität, Frankfurt). Im Auftrag der UNESCO/ Paris, Verfasser des Freire „Profils“ in der vierbändigen UNESCO Enzyklopädie „Thinkers on Education“ (Paris 1997). Teilweise mehrjährige Forschungs- und Lehraufenthalte in Brasilien, China , Pakistan, Peru und den USA. Leitung des Referats „Arabische Welt, Israel/Palästina und Iran“ (1987 – 90) beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), Bonn. Leiter des Referats „Schulische Bildung in Afrika“ (1979/80) bei der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung, Bonn (heute: Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, Bonn/ Eschborn)
E-Mail: hpgerhardt@gmail.com

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