8–10 Jun 2023
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Sportpädagogik zwischen den Stühlen?!

Wie erleben körperunzufriedene Schüler*innen den Sportunterricht?

9 Jun 2023, 11:45
20m
Hörsaal

Hörsaal

1| Einzelvortrag AK 3.4

Speaker

Julia Terzic (Universität Paderborn)

Description

Einleitung und Problemstellung
Körperunzufriedenheit (KUZ) als Facette eines negativen Körperbilds (Cash, 2004) kann bereits im Kindes- und Jugendalter mit psychosozialen Entwicklungsrisiken und gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen assoziiert werden, und ist deswegen mit Blick auf die Besonderheiten des Sportunterrichts ein (sport)pädagogisch relevantes Thema. Der Sportunterricht birgt wegen des deutlichen Körperbezugs die Gefahr für soziale Vergleiche und Bewertungen des Körpers entlang normativer Kriterien wie Gewicht, Proportionalität und Fitness. Infolgedessen wird KUZ mit negativen Erfahrungen im Sportunterricht in Verbindung gebracht, wie z.B. Angst vor dem Sportunterricht (Grimminger-Seidensticker et al., 2019) und geringer Kompetenzerfahrung (Kerner et al., 2018). Bislang gibt es jedoch keine Studien dazu, welche Situationen im Sportunterricht für körperunzufriedene Jugendliche besonders herausfordernd sind und wie Sportlehrkräfte vor diesem Hintergrund ein körperbildsensibles Unterrichtsklima schaffen können. Daher untersucht die Studie, wie körperunzufriedene Schüler*innen den Sportunterricht erleben.

Methode
Bislang wurden mit N = 24 körperunzufriedenen Jugendlichen (12-19 Jahre alt), mit verschiedensten Ausprägungen von KUZ (z.B. gewichtsbezogene Änderungswünsche; Muskelsorgen), narrative Interviews durchgeführt. Die Jugendlichen wurden aufgefordert, ihre Erlebnisse und ihr Verhalten im Sportunterricht in Bezug auf bestimmte Unterrichtskontexte und das Verhalten von Sportlehrerinnen und Mitschülerinnen zu erzählen. In einem iterativen Prozess im Sinne der Grounded Theory erfolgen Datenerhebung und -auswertung gleichzeitig.

Ergebnisse und Diskussion
Eine erste Auswertung zeigt, dass KUZ das Erleben des Sportunterrichts zu prägen scheint. So zeichnen sich in den Interviewdaten immer wiederkehrende körperbezogene Kontexte und Situationen ab (z.B. Präsentationssituationen, Schwimmunterricht, Umkleidekabinen, Leistungsüberprüfungen), die von den Befragten als besonders verunsichernd und negativ beschrieben werden und die zur Ablehnung des Schulsports führen können. Dabei lassen sich Parallelen zu Erkenntnissen zum Schamerleben, zur Schulsportverweigerung oder zum Erleben von körperlicher Exponiertheit im Sportunterricht erkennen. Zum Zeitpunkt der Tagung können tiefergehende Analyseergebnisse präsentiert und Implikationen für die sportunterrichtliche Inszenierung diskutiert werden.

Literatur
Cash, T.F. (2004). Cognitive-behavioral perspectives on body image. In T.F. Cash & T. Pruzinsky (Hrsg.), Body image. A handbook of theory, research, & clinical practice (S. 38-46). Guilford.
Grimminger-Seidensticker, E., Korte, J., Möhwald, A. & Trojan, J. (2019). Körperunzufriedenheit, Angsterleben und Präferenzen didaktischer Inszenierungen im Sportunterricht der Grundschule. Zeitschrift für sportpädagogische Forschung, 7(2), 73-87.
Kerner, C., Haerens, L. & Kirk, D. (2018). Body dissatisfaction, perceptions of competence and lesson content in physical education. Journal of School Health, 88(8), 576-582.

Author

Julia Terzic (Universität Paderborn)

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