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Einleitung
Die Diskussion um die Thematik der kognitiven Aktivierung im Sportunterricht ist sehr emotional geprägt – assoziieren doch viele den Sportunterricht mit körperlicher anstatt mit kognitiver Aktivität. Der Sportunterricht steht daher oftmals unter einem „hands-on/minds- off-Verdacht“ (Gogoll, 2010). Mit der Forderung der Sportunterricht soll ein Kompensationsfach zu den „kognitiven Sitzfächern“ wie der Mathematik sein, wird man dem Anspruch des Sportunterrichts keineswegs gerecht. Um die aus der empirischen Bildungsforschung abgeleiteten Qualitätskriterien eines guten (Sport-)Unterrichts zu erfüllen, muss dieser die Lernenden nicht nur körperlich, sondern auch kognitiv aktivieren (Schönfeld, 2020). Niederkofler und Amesberger (2016) verstehen kognitive Aktivierung beispielsweise als Intention der Sportlehrkraft die Repräsentationen der Lernenden neu zu generieren, zu erweitern oder zu verändern. Basierend auf diesem Verständnis der kognitiven Aktivierung untersucht die Studie, inwiefern die Arbeit mit einem digitalen Analysetool zum spieltaktischen Lernen das Potenzial zur kognitiven Aktivierung der Lernenden besitzt. Das Forschungsvorhaben überprüft darüber hinaus, inwiefern das entdeckende Arbeiten von Grundschulkindern im Sportunterricht mit einem digitalen Analysetool zu größeren Zuwächsen bei den sportspielübergreifenden basistaktischen Kompetenzen (Erkennen eines Deckungsschattens und daraus ableitend Konsequenzen für Pass- und Laufwege zu folgern) führt als dies ohne den Einsatz eines digitalen Tools der Fall ist. Die Studie befindet sich aktuell in der Phase der Datenerhebung. Die Daten zur Erfassung der kognitiven Lernziele (Erkennen des Deckungsschattens und daraus ableitend Konsequenzen für Pass- und Laufwege zu folgern) wurden bereits erhoben und werden quantitativ ausgewertet. Das videographierte Material (Spielszenen der Lernenden) soll quantitativ analysiert werden mit dem Ziel, mögliche Veränderungen im spieltaktischen Können abzubilden. Ideen für eine konkrete Methode sollen anhand von ausgewählten Videosequenzen im Anschluss an den Vortrag diskutiert werden.
Literatur
Gogoll, A. (2010). Verständnisvolles Lernen im Schulfach Sport. Eine Untersuchung zum Aufbau intelligenten Wissens im Theorie und Praxis verknüpfenden Sportunterricht. Sportwissenschaft, 40(1), 31-38. https://doi.org/10.1007/s12662-010-0104-5
Niederkofler, B. & Amesberger, G. (2016). Kognitive Handlungsrepräsentationen als Strukturgrundlage zur Definition von kognitiver Aktivierung im Sportunterricht. Sportwissenschaften 46, 188-200. https://doi.org/10.1007/s12662-016-0414-3
Schönfeld, K. (2020). Kognitive Aktivität im Sportunterricht. Eine empirische Untersuchung zu den Denkprozessen von Schüler*innen der Sekundarstufe I beim Lösen von Aufgaben. Wiesbaden: Springer VS.