8–10 Jun 2023
Hamburg
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Sportpädagogik zwischen den Stühlen?!

Veränderte Organisationsstrukturen in sportpädagogischen Handlungsfeldern – Ethnographie eines Lehr-Lern-Settings im Skateboarding

8 Jun 2023, 17:10
20m
PC-Pool Raum

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1| Einzelvortrag AK 1.5

Speaker

Benjamin Büscher (TU Dortmund)

Description

Einleitung
Die informelle Rahmung des Skateboardings differenziert sich im Kontext der fortschrei-tenden Versportlichung aus und offenbart szeneoriginäre Lehr-Lern-Angebote mit eige-nen Organisationsstrukturen. Aufgrund der reduzierten Institutionalisierung und Standar-disierung, erfolgt die Untersuchung solcher Felder ethnographisch mit dem Ziel, spezifi-sche Praktiken der Organisation zu rekonstruieren und hinsichtlich bestehender Refe-renzen zu diskutieren.

Theorie
Als anhaltender Gegenstand sportpädagogischer Forschung wird dem Skateboarding eine genuin informelle Rahmung zugesprochen – mit vermeintlich offenen Zugängen zu urbanen Sporträumen, in denen Sport in Eigenregie betrieben, vermittelt und organisiert wird (Bindel et al., 2021). Die notwendigen Kompetenzen kategorisieren Hitzler & Pfa-denhauer (2004) als „Bildungsprogramm der Skateboard-Szene“ (S. 53) und untersu-chen diese hinsichtlich ihrer szeneinternen, alltags- und berufspraktischen Relevanz. Vor dem Hintergrund einer fortschreitenden „Versportlichung“ (Schwier & Kilberth, 2018, S. 24) differenzieren sich auch die Aneignungskontexte zwischen Leistungs- und Schul-sport weiter aus. In das sportpädagogische Erkenntnisinteresse rücken insbesondere szeneoriginäre Lehr-Lern-Angebote, in denen erfahrene Szenemitglieder Anfän-ger*innen ausgewählte Kulturinhalte vermitteln.

Methode
Im Rahmen einer „organizational ethnography“ (Ybema et al., 2009) wurden insgesamt 45 Feldaufenthalte in einem entsprechenden Setting durchgeführt, um spezifische Struk-turen, Regeln und Abläufe aus der Binnenperspektive der Akteur*innen zu untersuchen. Die teilnehmende Beobachtung bestand zunächst aus gemeinsamem Skateboarding sowie dem partizipativen Mitvollzug der rahmenden Organisations- und Sozialformen und konnte mit steigender Vertrautheit um vertiefende Feldgespräche ergänzt werden. Entlang der Grounded Theory wurde im iterativen Wechsel aus Erhebung und Auswer-tung insgesamt 250 S. Beobachtungsprotokollen und 150 S. Interviewtranskripte ange-fertigt und codiert.
Ergebnisse
Die Ergebnisdarstellung erfolgt entlang der offen codierten und anhand von essayistisch ausgearbeiteten Ankerbeispielen illustrierten Feldpraktiken der Ritualisierung, Verrege-lung und Sanktionierung. Vor dem Hintergrund ihrer Genese aus dem Skateboarding kann die feldspezifische Organisationsstruktur kulturtheoretisch hinsichtlich der Trans-formation von Lehr- und Lehrinhalten diskutiert werden. Im Kontext bestehender Refe-renzinstitutionen irritiert die Studie bestehende Modelle von sportbezogenen Bildungs-settings und knüpft an die Idee eines „semiformalen Sportsettings“ (Bindel et al., 2015, S. 69) an.

Literatur
Bindel, T., Herlitz, B. & Hüpper, H. (2015). „Umgang“ mit Jugendlichen im Projekt GOBOX. In E. Balz & D. Kuhlmann (Hrsg.). Sportentwicklung vor Ort – Projekte aus deutschen Quartieren. (S. 69 – 84). Shaker.
Bindel, T., Gerlach, E. & Hunger, I. (2021). Bildungssettings. In E. Balz, S. Reuker, V. Scheid, R. Sygu-sch (Hrsg.), Sportpädagogik (S. 185- 198). Kohlhammer.
Hitzler, R. & Pfadenhauer, M. (2004). Unsichtbare Bildungsprogramme? Zur Entwicklung und Aneignung praxisrelevanter Kompetenzen in Jugendszenen. Kinder- und Jugendbericht der NRW, 8.
Schwier, J. & Kilberth, V. (Hg.) (2018). Skateboarding zwischen Subkultur und Olympia. transcript.
Ybema, S., Yanow, D., Wels, H. & Kamsteeg, F. (Hrsg.). (2009). Organizational ethnography. SAGE.

Author

Benjamin Büscher (TU Dortmund)

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