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8–10 Jun 2023
Hamburg
Europe/Berlin timezone
Sportpädagogik zwischen den Stühlen?!

Teilhabebarrieren im inklusiven Sportunterricht aus der Perspektive von Schüler:innen mit dem Förderschwerpunkt Sehen

9 Jun 2023, 15:20
20m
Lesesaal

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2b| Beitrag im Arbeitskreis AK 4.3

Speaker

Martin Giese

Description

Der Beitrag verfolgt das Ziel, subjektive Konstruktionen von Teilhabehemmnissen blinder und sehbehinderter Schülerinnen und Schüler im inklusiven Sportunterricht zu rekonstruieren. Das Forschungsvorhaben greift dabei ein Desiderat von Haegele et al. (2020) sowie von Ruin und Meier (2018) auf, wonach die Sichtweise von Schüler:innen als „eine vernachlässigte Perspektive im Diskurs um inklusiven Sportunterricht“ (ebd., S. 68) zu betrachten ist. Im Sinne von Artikel 8 der CRPD – dem Artikel zur Bewusstseinsbildung – geht es darum, dafür zu sensibilisieren, welche Barrieren zu überwinden sind, um gemeinsame Schulsettings für Menschen mit und ohne sonderpädagogischem Förderschwerpunkt Sehen (FSS) möglichst barrierearm zu gestalten.

Die explorative Studie adressiert dazu blinde und sehbehinderte Jugendliche (bsJ), die das Ziel der allgemeinen Hochschulreife verfolgen, während der SEK I durchgängig inklusiv beschult wurden und sich am Übergang zur SEK II für den Wechsel auf eine Förderschule und eine Internatsunterbringung entschieden haben. Befragt wurden sechs sehbehinderte Schülerinnen und vier Schüler im Alter zwischen 17 und 19 Jahren mit episodischen Interviews. Dieser Bildungsübergang erscheint besonders relevant, da „gerade am Übergang in die SEK II ein erhöhtes Exklusionsrisiko aus dem Schulsystem besteht“ (Felbermayr, 2019, S. 179) und Schüler:innen mit Behinderung in der deutschsprachigen, schulpädagogischen Transitionsforschung bisher kaum Berücksichtigung finden (Rabenstein & Gerlach, 2016, S. 206).

Die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse zeigen, dass der Sportunterricht als ein besonders problematisches Fach beschrieben wird, in dem sich leibliche, leistungsorientierte und inhaltliche Teilhabebarrieren bündeln und – für alle sichtbar – körperlich zur Aufführung gebracht werden. Im Gegensatz zu der in den internationalen APE-Diskursen weitestgehend unhinterfragten Annahme, dass angemessen implementierte inklusive Praktiken zu positiven Erfahrungen bei SmB führen, überwiegen in den Interviews negative Erfahrungen. Explizit im Hinblick auf bsJ fungieren der Grad der Sehbehinderung sowie Phasen der Sehverschlechterung als zusätzliche Katalysatoren der Exklusionsprozesse. Es erscheint notwendig, das exkludierende Potenzial des Sportunterrichts aus der Perspektive marginalisierter Personengruppen stärker als bisher in den Blick zu nehmen, um die tatsächliche Inklusivität inklusiven Sportunterrichts zu befördern.

Literatur
Felbermayr, K. (2019). „It’s all about the process.“ Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 88(3), 178-190.
Haegele, J., Giese, M., Wilson, W., & Oldörp, F. (2020). Bruchlinien der Inklusion: Forschungsprogrammatische Überlegungen zu einer international sichtbaren sportpädagogische Inklusionsforschung. German Journal of Exercise and Sport Research, 50(3), 417–425.
Ruin, S., & Meier, S. (2018). „Fragt doch mal uns!“ ‒ Potenziale und Herausforderungen im inklusiven Sportunterricht aus Schülerperspektive. Leipziger sportwissenschaftliche Beiträge, 59(1), 67-87.

Arbeitskreis Zwischen Ausgrenzung und Teilhabe?! Zur Schüler:innenperspektive in einem zeitgemäßen Sportunterricht

Author

Martin Giese

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