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Description
Unsere ‚Spielart‘ reflexiver Methodologie betrifft die Passungsarbeit zwischen Gegen-stands- und Methodentheorie. Am Gegenstand der Teilnahme reflektieren wir im Beitrag ‚unsere‘ methodologische Annäherung an Sportunterricht und diskutieren die dabei auf-gerufene Kontexturanalyse in ihrem Potenzial für sportpädagogische Unterrichtsforschung.
Betrachtet man Sportunterricht als eine soziale Praxis, gerät Teilnahme als ein zentrales Bezugsproblem dieser Praxis in den Blick. Es wird in der unterrichtlichen Interaktion permanent bearbeitet, wobei die Lösungen ihrerseits Folgeprobleme evozieren (können) (Katenbrink & Schiller, 2023). Zugleich ist in Rechnung zu stellen, dass (unterrichtliche) Sinnzusammenhänge mehrdimensional strukturiert sind. So bearbeitet bspw. auch der sportdidaktische Fachdiskurs das Bezugsproblem und thematisiert es vornehmlich ent-lang ihres Nichtzustandekommens (z.B. Nichtteilnahme; Verweigerung) oder fachspezifischer Auslegung (z.B. passive Schüler*innen) (jüngst: Themenheft „Sportunterricht“ 70 (12), 2021).
Aufgrund der angedeuteten Mehrdimensionalität interaktiver Sinnkonstruktion erscheint es uns vielversprechend, Teilnahme am Sportunterricht als eine „funktionable Verbund-kontextur“ (Jansen et al., 2015, [30]) zu betrachten. Dazu schließen wir an ein Verständ-nis von Schule und Unterricht an, das hervorhebt, dass es vielfältige, spannungsreiche Erwartungen an diese gibt. Aus der Perspektive polykontexturaler Verhältnisse verdich-ten sich dann in bzw. entlang einer Kontextur Anschlussnahmen, Zurückweisung und Relationierungen dieser (impliziten und expliziten) Erwartungen an Schule und Unterricht (Jansen & Vogd, 2022).
Empirisch lässt sich dann in den Blick nehmen, wie diese Kontextur einerseits mehrdi-mensional (z. B. Unterrichtspraxis, Fachdiskurs, formale Rahmungen der Organisation Schule) hervorgebracht wird und wie dabei andererseits eben Erwartungen an Sportun-terricht aktualisiert, (um-)interpretiert und zurückgewiesen werden. Im Beitrag möchten wir reflektieren und anschließend gemeinsam diskutieren, wie wir Prämissen der Kontex-turanalyse auf ‚unseren‘ Gegenstand der Teilnahme anlegen und welche (Un-)Möglichkeiten das aus der Organisationsforschung stammende Verfahren für Sportunterrichtsforschung bereithält.
Literatur
Jansen, T., von Schlippe, A., & Vogd, W. (2015). Kontexturanalyse – ein Vorschlag für rekonstruktive Sozialforschung in organisationalen Zusammenhängen. Forum Qualitative Sozialforschung 16.
Jansen, T. & Vogd, W. (2022). Kontexturanalyse. Theorie und Methode einer systemischen Sozialfor-schung. Springer VS.
Katenbrink, N. & Schiller, D. (2023). Was ist das Problem? Gedanken zur funktionalen Analyse in der sportpädagogischen Unterrichtsforschung. In B. Zander, D. Rode, D. Schiller, & D. Wolff (Hrsg.), Qualitatives Forschen in der Sportpädagogik. Beiträge zu einer reflexiven Methodologie (S. 333-353). Springer VS.
DSLV e.V. (Hrsg.)(2021). Passive Schüler*innen im Sportunterricht (Themenheft der Zeitschrift sportun-terricht, 70 (12)). hofmann.
Arbeitskreis | Selbstvergewisserung in sportpädagogischer Forschungspraxis. Grundzüge und Spielarten einer reflexiven Methodologie |
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