8–10 Jun 2023
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Sportpädagogik zwischen den Stühlen?!

Ö-Norm versus individuelle Bedarfe? Teilhabebarrieren in Förderschulen mit Schwerpunkt Sehen

9 Jun 2023, 15:40
20m
Lesesaal

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2b| Beitrag im Arbeitskreis AK 4.3

Speakers

Brigitta Höger (Universität Wien & Pädagogische Hochschule Oberösterreich) Stefan Meier

Description

Forschungserkenntnisse über das in- bzw. exkludierende Potenzial des Sportunterrichts aus der Perspektive von Schülerinnen mit Behinderung, in diesem Fall Blindheit und Sehbeeinträchtigung (BuS), gelten mit wenigen Ausnahmen als rar, sowohl in inklusiven Settings als auch in spezialisierten Förderschulen (Giese, 2021). Im Beitrag werden erste Ergebnisse aus einem Projekt präsentiert, das sich mit der partizipativen Entwicklung digitaler Unterstützungssysteme im Sport(-unterricht) für Menschen mit BuS beschäftigt.
Hierzu wird zunächst der Frage nachgegangen, wie Schüler
innen mit BuS Teilhabe/-barrieren im Sportunterricht im Förderschulsetting erleben. Um bestehende gesellschaftliche Machthierarchien zwischen Menschen mit und ohne Behinderung sowie Forschenden und Beforschten nicht zu reproduzieren, kommt ein partizipativer Forschungsansatz zur Anwendung. Dieser verfolgt das Ziel, die sozio-materielle Wirklichkeit von Akteurinnen aus der Innenperspektive zu rekonstruieren sowie durch Teilhabe am Forschungsprozess Ermächtigung und soziale Transformation anzustoßen (Wöhrer et al., 2017). In Anlehnung an den Mosaic Approach (Clark, 2005) wurden 19 Schülerinnen (7m, 12w) der SEK I und SEK II einer Förderschule mit Schwerpunkt Sehen mittels qualitativen Leitfadeninterviews in Kleingruppen befragt und führten die Forschenden anschließend auf eine Schultour, auf der Fotos von für den Sportunterricht bedeutsamen Orten und Materialien angefertigt wurden. Das Datenmaterial wurde um Feldprotokolle und Interviews mit Sportlehrkräften ergänzt und mittels qualitativer Inhaltsanalyse (Mayring, 2010) entlang drei deduktiver Kategorien Räume, Gegenstände und Personen (Clark, 2005) ausgewertet, um die sozio-materielle Wirklichkeit des Sportunterrichts mit ihren erlebten Teilhabebarrieren aus der Schülerinnenperspektive zu rekonstruieren.
Die Ergebnisse verweisen unter anderem auf Kollisionspunkte individueller Raum- und Materialbedarfe mit gesetzlich regulierten Ö-Norm-Vorgaben, aus denen Teilhabebarrieren erwachsen, was nicht zuletzt an einer für diese Zielgruppen spezialisierten Schule verwunderlich erscheint. Mit Blick auf die grundlegenden, auch an Regelschulen anzustrebenden Bemühungen um Inklusion kann die Schüler
innenperspektive auf Teilhabe/-barrieren maßgebliche Orientierungspunkte bieten.
Clark, A. (2005). Ways of seeing: Using the Mosaic approach to listen to young children’s perspectives. In A. Clark, A. T. et al. (Hrsg.), Beyond listening: Children’s perspectives on early childhood services (S. 29-49). Bristol University Press.
Giese, M. (2021). Subjektive Konstruktionen von Teilhabebarrieren im inklusiven Sportunterricht von blinden und sehbeeinträchtigten SchülerInnen. ZSF, 9(2), 6-23.
Mayring, P. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. Beltz.
Wöhrer, V. et al. (2017). Partizipative Aktionsforschung mit Kindern und Jugendlichen. Springer.

Arbeitskreis Zwischen Ausgrenzung und Teilhabe?! Zur Schüler:innenperspektive in einem zeitgemäßen Sportunterricht

Authors

Brigitta Höger (Universität Wien & Pädagogische Hochschule Oberösterreich) Stefan Meier

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