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Die Unterrichtsforschung entwickelte Unterrichtsqualitätsmodelle, die als weitestgehend fachübergreifend begriffen wurden und werden. Es wurde jedoch deutlich, dass die verschiedenen (Sub-)Dimensionen der Unterrichtsqualität fachspezifisch ausdifferenziert werden müssen, um die Unterrichtsprozesse in den Fächern adäquat beschreiben zu können (u.a. Praetorius et al., 2020).
Damit rückt eine fachdidaktische Unterrichtsforschung in den Fokus, welche ausgehend vom jeweiligen Gegenstand des Faches (z. B. Bewegung, Experimente, Kommunikation) spezifische Lehr- und Lernprozesse beschreiben und konkrete (Sub-)Dimensionen qualitätsvollen Fachunterrichts ableiten. In Abhängigkeit der didaktischen und lerntheoretischen Fundierung der Fächer werden unterschiedliche Kognitionen als bedeutsam erachtet, um fachbezogene Lernprozesse bei Schüler*innen zu unterstützen. Damit stellt sich die Frage, ob sich ein Rahmenmodell qualitätsvollen Fachunterrichts erarbeiten lässt.
In mehreren Austauschtreffen der fach- und disziplinübergreifenden Arbeitsgruppe 5 des Leibniz-Netzwerk Unterrichtsforschung (Mitglieder: C. Bertram, C. Herrmann, S. Keller, A. Lindmeier, A. Praetorius, P. Schreyer, M. Steffensky, S. Taut, I. Winkler) wurden Ähnlichkeiten und Unterschiede der fachspezifischen Konzeptionen über die Fächer (u.a. Englisch, Mathematik, Deutsch, Sport, Chemie, Geschichte) verglichen, um ein einheitliches Verständnis von Unterrichtsqualität zu generieren.
Es wurde deutlich, dass gewisse Qualitätsdimensionen (z. B. Klassenführung und sozio-emotionale Unterstützung) in allen Fächern wichtig sind, jedoch unterschiedliche Relevanz besitzen und auf Ebene der Subdimensionen unterschiedlich ausdifferenziert werden (z. B. Sicherheit im Fach Sport). Insbesondere die kognitive Aktivierung wird in jeder Fachdidaktik unterschiedlich definiert und erweitert. So wird beispielsweise im Fach Sport auch eine kognitiv-motorische Aktivierung (Herrmann & Gerlach, 2020) und im Literaturunterricht eine kognitiv-emotionale Aktivierung (Hesse & Winkler, 2022) vorgeschlagen. Entsprechend wird diskutiert, ob und wie die Dimension Aktivierung lernziel- und gegenstandsorientiert ausdifferenziert werden kann. Es wird geprüft, ob der kognitiven Aktivierung weitere Typen der lerngegenstandsbezogenen Aktivierung zur Seite gestellt werden soll. Ziel ist die Entwicklung eines lerngegenstandsbezogenen Rahmenmodells von Unterrichtsqualität.
Herrmann, C. & Gerlach, E. (2020). Unterrichtsqualität im Fach Sport – Ein Überblicksbeitrag zum Forschungsstand in Theorie und Empirie. Unterrichtswissenschaft, 48, 361–384.
Hesse, F. & Winkler, I. (2022). Fachliche Qualität im Literaturunterricht. Zeitschrift für Sprachlich-Literarisches Lernen und Deutschdidaktik, 2.
Praetorius, A.‑K., Herrmann, C., Gerlach, E., Zülsdorf-Kersting, M., Heinitz, B. & Nehring, A. (2020). Unterrichtsqualität in den Fachdidaktiken im deutschsprachigen Raum – zwischen Generik und Fachspezifik. Unterrichtswissenschaft, 48(3), 409–446.
Arbeitskreis | Zwischen Generik und Fachspezifität – Aktuelle Unterrichts- und Professionalisierungsforschung im Fach Sport |
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