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Das Handeln und soziale Interaktionen von Schülerinnen sind in institutionellen Zusammenhängen stets in einen unterrichtlichtsspezifischen und einen sozial-peerkulturellen Kontext eingebettet, die wechselseitig miteinander verflochten sind (Breidenstein, 2021). Insbesondere der Sportunterricht offeriert durch seine fachli-chen und räumlichen Spezifika vielfältige bewegungsbezogene Interaktionsgele-genheiten und stellt somit einen unmittelbaren beziehungsrelevanten Handlungs-kontext für die Schülerinnen dar. Die sozialen Peerbeziehungen scheinen dabei eine moderierende Rolle für die individuelle Teilnahme im Sportunterricht zu haben (z.B. Munk & Agergaard, 2015). Die vorliegende Untersuchung versucht mithilfe des methodischen Zugangs der sozialen Netzwerkanalyse einerseits die Struktur klasseninterner Schülerinnenbeziehungen und andererseits das Interaktionsver-halten im Sportunterricht zusammenzuführen. Ziel ist es zu klären, welchen Ein-fluss die soziale Einbindung in das peerkulturelle Beziehungsnetzwerk auf das Teilnahmeverhalten im Sportunterricht hat und inwiefern sich dabei sozial stark ver-sus sozial schwach eingebundene Schülerinnen unterscheiden. Hierzu wurden zunächst klassenbezogene Schülerinnnenbeziehungen einer fünften Klasse über ein Schuljahr durch Fragebögen erhoben und netzwerkanalytisch hinsichtlich der sozialen Eingebundenheit der Schülerinnen (Indegree Popularity) ausgewertet. Ferner wurden Interaktionsdaten mittels sportunterrichtlicher Videografien gesam-melt und jeweils für die zwei kontrastiven Einbindungstypen ausgewertet. Die Er-gebnisse zeigen, dass besonders der sportlich und sozial hoch eingebundene Typ häufiger in interaktive Situationen eingebunden ist und damit auch häufiger an der formellen und informellen Sportunterrichtspraxis teilnimmt als der ähnlich sportliche aber sozial schwach eingebundene Typ. Das Interaktionsverhalten weist ferner ty-pisch genderhomophile Muster auf und scheint bezüglich der Häufigkeit und Dauer über die Zeit stabil zu bleiben. Damit zeigt sich, ähnlich zu Befunden im Klassenun-terricht (Zander, Kreutzmann & Hannover, 2017), dass Peerbeziehungen auch für den Handlungskontext Sportunterricht einen verhaltensregulierenden Einfluss ha-ben können.
Literatur
Breidenstein, G.). Peer-Interaktion und Peer-Kultur im Kontext von Schule. In T. Hascher, T.-S. Idel & W. Helsper (Hrsg.), Handbuch Schulforschung (S. 1-20). Springer Fachmedien.
Zander, L. Kreutzmann, M. & Hannover, B. (2017). Peerbeziehungen im Klassenzimmer. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 20, 353-386.
Munk, M. & Agergaard, S. (2015). The Processes of Inclusion and Exclusion in Physical Educati-on. A Social-Relational Perspective. Social Inclusion, 3 (3), 67.
Arbeitskreis | Soziale Netzwerke im Sportunterricht |
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