Speaker
Description
Sporthelferinnen sind speziell ausgebildete Schülerinnen, die Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote im außerunterrichtlichen Sport und im Ganztag von Schulen gestalten und durchführen können. Ziel der Ausbildung ist neben der Förderung fachlicher und vermittlungsbezogener Kompetenzen auch die Förderung sozial-kommunikativer Fähigkeiten (Sportjugend NRW, 2010). Sporthelferinnen werden als Mitgestalterinnen des Schulsports gesehen sowie als Expertinnen für Wünsche und Bedürfnisse von Schülerinnen. Bislang wurde der Einsatz von Sporthelfer*innen im Schulsport aus sportpädagogischer Sicht kaum reflektiert, mit Blick auf die Möglichkeiten inklusiven Schulsports wird diese Forschungslücke noch deutlicher.
In einem Schulprojekt wurden an einer Förderschule für Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung die Sporthelferinnen eines benachbarten Gymnasiums eingesetzt, dabei wurden Begegnungen zwischen Schülerinnen mit und ohne Behinderung bzw. sonderpädagogischem Förderbedarf ermöglicht. Im Sinne der Schülerinnenforschung (vgl. Krieger, Heemsoth & Wibowo, 2020) soll der Blick auf die Erlebensperspektive der Sporthelferinnen gerichtet werden und es wird danach gefragt, wie sie den Kontakt zu Schülerinnen der Förderschule wahrgenommen und ihren Einsatz in der Förderschule erlebt haben. Dazu wurden sechs Sporthelferinnen zu Beginn und nach fast einem Jahr Tätigkeit mit Hilfe von Leitfadeninterviews befragt. Dabei wurden u. a. die Beweggründe zur Teilnahme, die Sicht der eigenen Rolle, Kontakt und Kommunikation innerhalb der Gruppe sowie Reflexionen zum Gesamtprojekt erfasst.
Die inhaltsanalytische Auswertung der Interviews (Mayring, 2022) zeigt eine veränderte Sicht der Sporthelferinnen auf Schülerinnen der Förderschule. Anfängliche Bedenken in Bezug auf die kommunikativen, motorischen und intellektuellen Möglichkeiten der Schülerinnen der Förderschule sowie die eigenen Kompetenzen zeigten sich in der Praxis nicht. Insbesondere der persönliche Kontakt wurde als positiv hervorgehoben. Einerseits unterstützen die Sporthelferinnen die Schülerinnen mit Förderbedarf, andererseits profitieren die Sporthelferinnen von ihren Erfahrungen und fühlen sich durch das Projekt selbstbewusster.
Es wird ersichtlich, dass es bislang mangelnde (organisierte) Begegnungsmöglichkeiten von Schülerinnen mit und ohne Förderbedarf gibt. Bezogen auf die Sporthelferinnentätigkeit kann die Empfehlung gegeben werden, das Thema Inklusion gezielt in die Ausbildung einzubeziehen (Lehmann & Uhler-Derigs, 2016) und inklusive Settings als Einsatzorte zu nutzen und zu gestalten.
Krieger, C., Heemsoth, T., & Wibowo, J. (2020). Schüler*innenforschung. In E. Balz, C. Krieger, W. Miethling, & P. Wolters (Hrsg.), Empirie des Schulsports (3. Auflage). (S. 114-147). Meyer und Meyer.
Lehmann, B., & Uhler-Derigs, H. G. (2016). Die (inklusive) Ausbildung von Sporthelfer/innen als Teil der kommunalen Kinder- und Jugendsportentwicklung in NRW. In S. Ruin., S. Meier., H. Leineweber., D. Klein, & C. G. Buhren (Hrsg.), Inklusion im Schulsport: Anregungen und Reflexionen. (S. 161-171). Beltz.
Mayring, P. (2022). Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken (Neuausgabe). Beltz.
Sportjugend NRW (Hrsg.). (2010). Konzeption für die Ausbildung von Sporthelferinnen und Sporthelfern. [Elektronische Version]
Arbeitskreis | Außerunterrichtlicher Schulsport im Kontext von Inklusion und Diver-sität |
---|