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Je nach theoretischem Hintergrund wird das Üben unterschiedlich konzeptualisiert. Aus motorikwissenschaftlicher Perspektive basiert Bewegungslernen zu wesentlichen Teilen auf Übungsprozessen (Scherer, 2022). Dementsprechend hängt der Lernerfolg entscheidend von der Gestaltung von Übungsbedingungen ab (Munzert & Hossner, 2008, S. 238). Psychoökologische Ansätze betonen nach Scherer (2022) die zyklische Verflechtung von Wahrnehmung und Handlung, die sich wechselseitig führen.
Scherer und Bietz (2013) betten ihre Überlegungen zum Lehren und Lernen von Bewegungen u.a. bildungstheoretisch ein, womit eine Brücke zu entsprechenden Ansätzen vorliegt. Nach Brinkmann (2022) wird in den Diskursen zum Üben die ästhetisch-leibliche Dimension gegenüber der methodisch-reflexiven oftmals vernachlässigt. Stattdessen werde das Üben auf Automatisierung, mechanischen Drill und isoliertes Training reduziert. Ein anderer Blick auf das Üben eröffnet sich, wenn Üben als ästhetischer Erfahrungsprozess konzeptualisiert wird (Brinkmann, 2021). Üben ist dann zu verstehen als Erfahrung der Annäherung an und Abweichung von eine(r) angestrebte(n) Form, womit Differenzerfahrungen einen zentralen Stellenwert erlangen (Franke, 2018).
Besonders kompetenzorientierte Ansätze beziehen sich stärker auf intelligentes Üben und kognitive Aktivierung (Pfitzner, 2018). Dementsprechend argumentiert Messmer, dass Üben „unter Umständen zu einer Verbesserung der konditionellen und motorischen Fähigkeiten (führt), (es) widerspricht aber einer lernpsychologischen Erkenntnis, dass Lernen immer auch mit einer kognitiven Aktivität verbunden sein muss“ (Messmer, 2014, S. 121). Der Fokus liegt hier also eher auf der reflexiv- analytischen im Unterschied zur ästhetischen Durchdringung des Lerngegenstands. Die unterschiedlichen Konzeptionen des Übens bilden den Rahmen für die empirische Untersuchung von Übungsprozessen im Sportunterricht (s. Abstract 2 und 3).
Literatur
Brinkmann, M. (2021). Die Wiederkehr des Übens. Kohlhammer.
Brinkmann, M. (2022). Üben als bildende Praxis in der Sportpädagogik. Sportunterricht, 71(6), 244- 248. DOI 10.30426/SU-2022-06-1.
Franke, E. (2018). Eine Allgemeine Pädagogik für die Sportpädagogik? In R. Laging, & P. Kuhn (Hrsg.), Bildungstheorie und Sportdidaktik (S. 253-291). Springer.
Messmer, R. (2014). Aufgaben zwischen Können und Wissen. In M. Pfitzner (Hrsg.), Aufgabenkultur im Sportunterricht (S. 111-133). Springer.
Munzert, J., & Hossner, H.-J. (2008). Lehren und Lernen sportmotorischer Fertigkeiten. In J. Beckmann, & M. Kellmann (Hrsg.), Anwendungen der Sportpsychologie (S. 177-255). Hogrefe. Pfitzner, M. (2018). Lernaufgaben im kompetenzförderlichen Sportunterricht. Theoretische Grundlagen und empirische Befunde. Springer.
Scherer, G. & Bietz, J. (2013). Lehren und Lernen von Bewegungen. Schneider.
Scherer, H.-G. (2022). Üben aus motorikwissenschaftlicher Sicht. Sportunterricht, 71(6), 261-265. DOI 10.30426/SU-2022-06-4
Arbeitskreis | Üben im Sportunterricht zwischen den Stühlen: Eine videografische Analyse zur kognitiven, motorischen und ästhetischen Aktivierung |
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