8–10 Jun 2023
Hamburg
Europe/Berlin timezone
Sportpädagogik zwischen den Stühlen?!

Üben im Sportunterricht – didaktische und empirische Herausforderungen

8 Jun 2023, 17:10
20m
Hörsaal

Hörsaal

2b| Beitrag im Arbeitskreis AK 1.4

Speaker

Helga Leineweber (WWU Münster)

Description

Ehnis (1979) Forderung, dass Aussagen und Erkenntnisse zum (Schul-)Sport und zur Sportdidaktik aus der empirischen Realität heraus gewonnen und darauf bezogen werden sollten, wird mit diesem kasuistisch angelegten Beitrag im übergeordneten Arbeitskreis zum Üben im Sportunterricht entsprochen.

Im Fokus steht eine vierte Klasse einer Grundschule, die in der letzten Stunde vor dem Leichtathletikfest das Weitspringen übt. An drei von den Schülerinnen selbst entwickelten Stationen wird im dauerhaften Umlauf geübt, d.h. die Kinder entscheiden selbst, welche Station sie wann und wie oft besuchen. Gelegentlich wird ein Kind von der Lehrerin explizit aufgefordert, ein bestimmtes Detail zu üben. Obgleich das übergeordnete Ziel des Übungsprozesses, die Vorbereitung auf das Sportfest, transparent gemacht wurde, wirft das Geschehen hinsichtlich konkreter Ziele sowie der Lern- und Erfahrungspotentiale für die Schülerinnen einige Fragen auf.

Im Rahmen einer videographischen Fallanalyse wird das Übungsgeschehen differenziert untersucht. Entsprechend den unterschiedlichen theoretischen Zugängen zum Üben (s. AK-Beitrag 1) soll in einem ersten Schritt rekonstruiert werden, welche Ausprägungen der Übungsprozess in der Weitsprung-Stunde annimmt. Konkret: Welche Erfahrungs- und Lernpotentiale hält die didaktische Gestaltung des Übungsprozesses bereit? Welche Anhaltspunkte für eine motorische, kognitive und/oder ästhetische Aktivierung oder gar Durchdringung lassen sich finden? Inwiefern lässt das Setting des Sportunterrichts generell sinnstiftendes, intelligentes Üben mit korrespondierenden motorischen, ästhetischen oder kognitiven Lern- und Erfahrungsgewinnen zu?

Eine Herausforderung ist die Tatsache, dass sich (jedes) Unterrichtsgeschehen durch einen Überschuss an Komplexität auszeichnet: Sowohl für die unterrichtsbeteiligten Akteure als auch für die Forschenden gibt es permanent mehr wahrzunehmen als wahrgenommen werden kann (Herrle & Dinkelaker, 2016). Die Unterrichtsbeteiligten agieren in unterschiedlichen je simultan, aber auch sequentiell ablaufenden Prozessen. Diese Überkomplexität stellt hohe methodische Anforderungen an die Analyse des Übungsgeschehens bzw. die Rekonstruktion von Sinnstrukturen in den unterschiedlichen (Inter-)Aktionszusammenhängen (s. AK-Beitrag 2). Neben einer kritischen Betrachtung des Übungsgeschehens und seiner sinnlich-leiblichen Erfahrungsgehalte aus didaktischer Sicht sollen abschließend auch Anforderungen und Limitationen des methodischen Zugriffs diskutiert werden.

Literatur
Ehni, H. (1979). Handlungsorientierte Sportdidaktik. In S. Größing (Hrsg.), Spektrum der Sportdidaktik (S. 173-206). Limpert.
Herrle, M., & Dinkelaker, J. (2016). Qualitative Analyseverfahren in der videobasierten Unterrichtsforschung. In: U. Rauin, M. Herrle, & T. Engartner (Hrsg.). Videoanalysen in der Unterrichtsforschung (S. 76-129). Beltz.

Arbeitskreis Üben im Sportunterricht zwischen den Stühlen: Eine videografische Analyse zur kognitiven, motorischen und ästhetischen Aktivierung

Author

Helga Leineweber (WWU Münster)

Presentation materials

There are no materials yet.