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Abstract
Diversität ist kein neuer Gegenstand sportpädagogischer Forschung, gewinnt jedoch mit zunehmender Aufmerksamkeit für die Vielfalt der Sporttreibenden auch in der Praxis an Bedeutung. So stehen etwa Sportlehrkräfte vor der Herausforderung eines angemessenen Umgangs mit geschlechterdiversen Schüler*innen, ohne dass ihnen hierfür aktuelle, theoretisch fundierte Konzepte vorliegen.
Im Vortrag soll anhand eines Literaturdiskurses ausgewählter sportwissenschaftlicher Bezugsdisziplinen der Frage nachgegangen werden, wo sich die Sportpädagogik bzgl. Geschlechter- und Diversitätsfragen theoretisch verortet.
So untersucht die Erziehungswissenschaft Geschlechterthemen bereits intersektional und auf Basis der Dekonstruktion von Binaritäten (Riegel, 2016). Auch wenn sich sportpädagogische Arbeiten vergleichsweise offen bezüglich geschlechtertheoretischer Ansätze zeigen, werden dekonstruktivistische sowie heteronormativitätskritische Ansätze nicht konsequent berücksichtigt (Heckemeyer, 2019). Damit bleibt die sportpädagogische Forschung hinter den Forschungen ihrer Bezugsdisziplin zurück.
Mit dem Blick auf naturwissenschaftlich orientierte Bezugsdisziplinen ist zu erkennen, dass z.B. die Sportmedizin durch Fachtraditionen bedingt einem Gender Bias unterliegt und damit zur Reproduktion binärgeschlechtlicher Ordnungen beiträgt (Hartmann-Tews & Rulofs, 2014, Zehnder, 2014). Hier stellt sich die Frage, inwiefern die binären Denkordnungen der Naturwissenschaften durch die Sportpädagogik aufgegriffen werden.
Aufgrund der zentralen Bedeutung des Körpers in sportbezogenen Settings gilt es die Konstruktion körperbezogener Kategorien, wie Geschlecht oder Behinderung, aus sportpädagogischer Perspektive zu reflektieren. Ausgehend von ersten Analysen ist die Verortung der Sportpädagogik kritisch zu diskutieren und zu fragen, ob der Einbezug dekonstruktivistischer sowie machtkritischer Theorien ein Gewinn für die Diversitätsforschung im Sport sein kann.
Literatur
Hartmann-Tews, I., & Rulofs, B. (2014). Gender Bias in der Forschung – ein blinder Fleck der Sportmedizin? In D. Schulz, S. Völker & E. Kleinau (Hrsg.), Gender in Bewegung: Aktuelle Spannungsfelder der Gender und Queer Studies (1. Aufl., S. 241-255). transcript.
Heckemeyer, K. (2019). Sportwissenschaften: Geschlechterforschung als konstitutiver Beitrag zur Analyse sozialer Ordnungen im Sport. In B. Kortendiek, B. Riegraf & K. Sabisch (Hrsg.), Handbuch interdisziplinäre Geschlechterforschung (S. 691-698). Springer VS.
Riegel, C. (2016). Bildung – Intersektionalität – Othering. Pädagogisches Handeln in widersprüchlichen Verhältnissen. transcript.
Zehnder, K. (2014). Man rennt ja nicht mit dem Penis – Eine Analyse medizinisch vergeschlechtlich-ter Frauenkörper im Sport. Body Politics, 2(3), 125–144. https://doi.org/10.4324/9780429442469-3