8–10 Jun 2023
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Sportpädagogik zwischen den Stühlen?!

Aufgabenanalysefähigkeit von Sportlehrkräften – Kompetenztheoretische Positionierung und empirische Zugänge

9 Jun 2023, 11:05
20m
FEL03

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1| Einzelvortrag AK 3.2

Speaker

Philipp Hendricks (Tu Dortmund)

Description

Eine berufliche Kernaufgabe von Sportlehrkräften besteht darin, sportunterrichtliche Lernprozesse anzubahnen (Bräutigam, 2015). Um diese Herausforderung erfolgreich zu bewältigen, müssen Sportlehrkräfte das individuelle Kompetenzniveau der Schülerinnen und die Schwierigkeit der von ihnen gestellten Aufgaben aufeinander abstimmen. Dazu benötigen sie diagnostische Kompetenzen, mit denen sie die Anforderungen in Aufgaben analysieren können. In der Sportpädagogik wurde die Aufgabenanalysefähigkeit bislang nicht untersucht. Dies liegt u.a. daran, dass unterschiedliche Ansätze zur Beschreibung der Kompetenzen von Sportlehrkräften vorliegen (Seyda, 2020) und zudem kontrovers diskutiert wird, was Schülerinnen im Sportunterricht lernen sollen. Hier setzt der Vortrag an und geht unter der aktuell viel thematisierten, aber keineswegs unumstrittenen, kompetenztheoretischen Sichtweise der Frage nach, wie gut Sportlehrkräfte das kognitive und motorische Anforderungsniveau in sportunterrichtlichen Aufgaben beurteilen können.

Methode
Mithilfe eines multimethodischen Vorgehens wurden kompetenzförderliche Aufgaben systematisch entwickelt und von N=18 Expertinnen (je n=6 Hochschullehrende, promovierte Sportdidaktikerinnen und Fachleiterinnen Sport aus NRW) in Bezug auf ihre kognitiven und motorischen Anforderungen beurteilt. Darauf aufbauend wurden acht Aufgabenpaare gebildet, die sich hinsichtlich ihres Anforderungsniveaus systematisch unterscheiden. In einem paarweisen Vergleich schätzten abschließend N=62* Sportlehrkräfte das jeweils höhere kognitive und motorische Anforderungsniveau der Aufgaben ein (angelehnt an Rieu et al., 2020).

Ergebnisse & Ausblick
Insgesamt beurteilen Sportlehrkräfte kognitive Anforderungen (76,6% korrekte Urteile) etwas besser als motorische Anforderungen (67,6% korrekte Urteile). Zudem konnte kein Zusammenhang zwischen der Fähigkeit zur Beurteilung der kognitiven und der motorischen Anforderungen festgestellt werden. Diese Ergebnisse könnten ein Hinweis darauf sein, dass beide Beurteilungen auf unterschiedlichen Fähigkeiten basieren. In der Studie wurde darüber hinaus der Einfluss verschiedener Merkmale (u.a. Berufserfahrung) auf die Beurteilungsleistung untersucht. Die Ergebnisse werden im Vortrag präsentiert und ihre Bedeutung für die Sportlehrkräfteprofessionalisierung vor dem Hintergrund der kompetenztheoretischen Positionierung diskutiert.

Literatur
Bräutigam, M. (2015). Sportdidaktik. Ein Lehrbuch in 12 Lektionen (Sportwissenschaft studieren, Band 3). Meyer & Meyer.
Rieu, A., Loibl, K., Leuders, T., & Herppich, S. (2020). Diagnostische Urteile als informationsverarbeitender Prozess – Wie nutzen Lehrkräfte ihr Wissen bei der Identifizierung und Gewichtung von Anforderungen in Aufgaben? Unterrichtswissenschaft, 48, 503-529.
Seyda, M. (2020). Sportlehrerinnenkompetenzen und Lehrerinnenprofessionalität. In E. Balz, C. Krieger, W. D. Miethling & P. Wolters (Hrsg.), Empirie des Schulsports (S. 217-241). Meyer & Meyer.

Author

Philipp Hendricks (Tu Dortmund)

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