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Description
Bildungsaspirationen von Kindern sind ein zuverlässiger Prädiktor ihres weiteren Bildungsverlaufs (Wohlkinger, 2014) und stark vom sozialen Status der Herkunftsfamilie geprägt (Gehrmann, 2019). Ausgehend von Bourdieus Theorie der kulturellen Reproduktion (Bourdieu, 1982) bestehen weitere durch den herkunftsbedingten Habitus geprägte Aktivitäten, die wiederum die Aspirationen beeinflussen. Zu diesen Aktivitäten zählt die Sportpartizipation in und außerhalb eines Sportvereins. Aus einem sportsoziologischen Blickwinkel stellt sich daher zunächst die Frage, welche Indikatoren sozialer Herkunft die Sportpartizipation beeinflussen. Aus sportpädagogischer Sicht hingegen wird überprüft, ob die Sportpartizipation unter Berücksichtigung der sozialen Herkunft einen Einfluss auf die Bildungsaspiration ausübt.
Methode
Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde eine quantitativ-empirische Sekundärauswertung von Daten der World Vision Kinderstudie 2018, in welcher sechs- bis elfjährige Kinder nach relevanten Aspekten ihrer Lebenswelt befragt wurden, vorgenommen. Auf Basis der Daten von insgesamt 1915 Kindern wurde mit der binär-logistischen Regression überprüft, welche Faktoren die Wahrscheinlichkeit häufigen Sportreibens, der Sportvereinsmitgliedschaft und einer Gymnasialaspiration beeinflussen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen zunächst, dass ein hoher sozialer Status der Familie die Wahrscheinlichkeit des Sportreibens erhöht. Darüber hinaus begünstigen häufiges Sporttreiben und eine Mitgliedschaft im Sportverein die Bildungsaspiration von Kindern bezüglich des Besuches eines Gymnasiums. Dieser signifikante Befund ist bemerkenswert, da das Regressionsmodell die schulische Leistung und verschiedene Indikatoren der sozialen Herkunft des Kindes bereits berücksichtigt.
Diskussion
Zwar ist eine Reproduktion des (Bildungs-)Status festzustellen, dennoch scheint eine Partizipation am Vereinssport ebenso wie ein allgemein häufiges Sporttreiben unabhängig davon den Bildungsverlauf von Kindern positiv zu beeinflussen. Der Sportpädagogik kommt davon ausgehend eine zentrale Rolle bezüglich der Integration von Kindern - insbesondere aus statusniedrigen Haushalten - in den Sport zu, um den Bildungsverlauf positiv zu beeinflussen. Konsequenzen sollen im Vortrag einerseits durch Abgrenzung, andererseits durch aktive Vernetzung soziologischer und pädagogischer Erklärungsansätze diskutiert werden.
Literatur
Bourdieu, P. (1982). Die feinen Unterschiede. Zur Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Suhrkamp
Gehrmann, S. (2019). Aspirationen, kulturelles Kapital und soziale Herkunft. Eine quantitativ-empirische Untersuchung von Grundschulkindern in Deutschland. Springer
Wohlkinger, F. (2014). Die Rolle des Schülers bei der Wahl der weiterführenden Schule. Eine vergleichende Untersuchung von Schülern in Bayern und Sachsen. Springer