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Karrieren sind „gerichtete, aber kontingente und riskante Sequenzen von sozialen Posi-tionen“ (Mayer, 2002, S. 422), die je nach Branche abhängig sind von einer bereichs-spezifischen Gemengelage aus Akteuren, Praktiken und Strukturen. Karrieren in der Wissenschaft sind wesentlich durch strukturelle Merkmale des akademischen Systems geprägt. Disziplinäre Konstellationen spielen in diesem Zusammenhang eine wesentli-che Rolle.
Wissenschaftliche Disziplinen lassen sich als „epistemische Wissensordnungen“, „insti-tutionelle Strukturen“ sowie „soziale Institutionen“ betrachten (Wissenschaftsrat, 2020, S. 8). Für die Disziplin Sportpädagogik/-didaktik liegen in Hinblick auf die Produktion von Wissen vielfältige theoretische und empirische Standortbestimmungen vor (z. B. Jaitner et al., 2021). Auch die disziplinäre Struktur(entwicklung) ist regelmäßiger Gegenstand von Reflexion (z. B. Thiele, 2021). Wir fokussieren die soziale Dimension und stellen ein Forschungsprojekt vor, welches das kollektive Forschungsprofil der Sportpädagogik/-didaktik u. a. als Kontext für wissenschaftliche Karrieren untersucht. Die Studie kann u. a. Hinweise darauf geben, welche Karrierewege von welchen Forschungspraktiken be-günstigt werden (z. B. Akkumulation bestimmter Forschungsfelder) und welche stärkerer Passungsarbeit bedürfen (z. B. Leerstellen).
Theoretisch konzipieren wir dazu wissenschaftliche Karrieren als soziale Herstellungs-leistungen zwischen Habitus von (Nachwuchs-)Wissenschaftler:innen und objektivierten Strukturen des Feldes (Elven et al., 2018). Mit Blick auf die inhaltliche Dimension geht es zur Bearbeitung von Karrieren dann v. a. auch um ein Sich-Ins-Verhältnis-Setzen zum Forschungsprofil der Disziplin. Um dieses zu beschreiben, wird eine strukturierende Qualitative Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2022) zu sportpädagogischen/-didaktischen Forschungsschwerpunkten und -projekten in Deutschland durchgeführt. Im Beitrag stellen wir die Studie vor und präsentieren erste Ergebnisse.
Literatur
Elven, J., Schwarz, J., Weber, S. M., & Wieners, S. (2018). Organisation, Sozialisation und Passungs-verhältnisse im wissenschaftlichen Feld: Potenziale qualitativer Mehrebenenanalysen für die re-konstruktive Laufbahnforschung. Zeitschrift für Qualitative Forschung, 19(1+2), 307-323.
Jaitner, D., Körner, S., & Serwe-Pandrick, E. (2021). „Claim vs. reality” – A German case study on modes and functions of sport-pedagogical communication. Frontiers in Sports and Active Living (Physi-cal Education and Pedagogy), 3, 775322.
Kuckartz, U., & Rädiker, S. (2022). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstüt-zung (5. Aufl.). Beltz Juventa.
Mayer, K. U. (2002). Wissenschaft als Beruf oder Karriere? In W. Glatzer, R. Habich, & K. U. Mayer (Hrsg.), Sozialer Wandel und gesellschaftliche Dauerbeobachtung (S. 421-438). VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Thiele, J. (2021). Sportpädagogik: Differenzierungsprozesse und aktuelle Entwicklungen. In A. Güllich & M. Krüger (Hrsg.), Sport in Kultur und Gesellschaft (S. 3-13). Springer VS.
Wissenschaftsrat. (2020). Wissenschaft im Spannungsfeld von Disziplinarität und Interdisziplinarität. Po-sitionspapier. Drs. 8694-20.