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Einleitung
Der Sportunterricht an berufsbildenden Schulen steht nach wie vor unter einem hohen Legitimationsdruck (Wegener, 2011). Gründe hierfür lassen sich vor allem auf systemisch-struktureller Ebene identifizieren. So ist das Berufsbildungssystem zur Realisierung seines Anspruches beruflicher Qualifizierung und allgemeiner Bildung in ein komplexes Wirkungsgefüge mit verschiedenen Akteuren eingebunden, von denen nicht alle den Sinn- und Bildungsgehalt des Sportunterrichts nachvollziehen (Riedl, 2008). Gesundheitsförderung in Verbindung mit beruflicher Qualifizierung scheint jedoch dazu geeignet zu sein, gesellschaftlichen Konsens zu ermöglichen und den Sportunterrichts bei außerschulischen Bildungspartnern zu legitimieren (Rode & Hähnel, 2010). Trotz dieser Bedeutung von Gesundheit für das Fach Sport an BBS existieren analog zum allgemeinen Forschungsdefizit bisher keine umfassenden Untersuchungen, die sich mit der Spezifik des Handlungsfeldes auseinandersetzen und die gegenwärtigen Umsetzungsmöglichkeiten eines gesundheitsfördernden Sportunterrichts aus salutogenetischer Perspektive analysieren.
Methoden
Um gestaltgebende Strukturen mehrdimensionaler Gesundheitsförderung im Handlungsfeld zu identifizieren, wurden drei Teilstudien durchgeführt. Diese konzentrierten sich auf das sozial-kulturelle Umfeld (Sportdidaktische Gesundheitskonzepte; N=2), den institutionell-rechtlichen Zwischenraum (Lehrplandokumente; N=14) und das In-Feld (Subjektive Theorien von Lehrkräften; N=11) des Sportunterrichts an BBS. Das Datenmaterial wurde mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018) ausgewertet.
Ergebnisse
Während in aktuellen sportdidaktischen Konzepten übereinstimmend eine ganzheitliche und salutogenetische Auffassung von Gesundheit zu erkennen ist, konnten in den anderen beiden Teilstudien deutliche Unterschiede hinsichtlich des Gesundheitsverständnisses und der Strategien zur Gesundheitsförderung herausgearbeitet werden. Diese reichten von funktional-defizitorientierten bis hin zu salutogenetisch-ressourcenorientierten Ansätzen. Die Merkmale wurden in einer Typologie des jeweiligen Feldbereiches festgehalten und zeigen wichtige Ausgangslagen und Entwicklungspotenziale für innovative Sportunterrichtskonzepte auf. Diese sollen auf der Tagung vorgestellt werden.
Literatur
Kuckartz, U. (2018). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. 4. Auflage, Weinheim, Basel: Beltz Juventa.
Riedl, M. (2008). Berufliche Handlungskompetenz und Sport. Konzept zur Kompetenzentwicklung und Gesundheitsförderung durch das Fach Sport an Berufsschulen. (Schriften zur Sportwissenschaft. Band 78). Hamburg: Verlag Dr. Kovac.
Rohde, R & Hähnel, J. (2010). Sport in der beruflichen Bildung. In: N. Fessler, A. Hummel & G. Stibbe (Hrsg.), Handbuch Schulsport (S. 321-335). Schorndorf: Hofmann-Verlag.
Wegener, M. (2011). Sportunterricht in der Berufsschule. Konzepte und Perspektiven. Sportunterricht, 60 (7), S. 201–207.