8–10 Jun 2023
Hamburg
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Sportpädagogik zwischen den Stühlen?!

Sporteignungsprüfungen im Stillstand oder Fortschritt? Konstruktionen von Geschlecht beim Hochschulzugang zum Fach Sport in Deutschland

8 Jun 2023, 18:25
20m
FEL03

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1| Einzelvortrag AK 2.3

Speakers

Lena Gabriel Aiko Möhwald

Description

Einleitung
Gesellschaftliche Entwicklungen schlagen sich in bildungsrelevanten Diskussionen nieder und erfordern Konsequenzen auf handlungspraktischer Ebene. Die binäre Geschlechterordnung „männlich“ und „weiblich“ ist seit 2018 auf rechtlicher Ebene aufgebrochen, indem der Geschlechtseintrag „divers“ für intergeschlechtliche Men-schen möglich wurde. Bildungsinstitutionen wie die Hochschule sind demnach ver-pflichtet, sich mit der geschlechtlichen Vielfalt als gesellschaftliche Realität ausei-nanderzusetzen und Entwicklungsprozesse einzuleiten. Der Kontext des Sports ist durch persistente zweigeschlechtliche Logiken geprägt, was sich auch im (Studien-)Fach Sport und seinem Fachverständnis wiederfinden kann.
Die erste Hürde für den Zugang zum Sportstudium stellt an den meisten deutschen Hochschulstandorten die Sporteignungsprüfung dar. Das Für und Wider einer sol-chen Überprüfung wird in den Instituten sowie darüber hinaus mit Kollegen*innen der Sportwissenschaft selten diskutiert (Kuhlmann et al., 2014). Gleichwohl müs-sen für den chancengerechten Zugang zum Fach Sport vorhandene Praxen reflek-tiert und diskriminierende Strukturen aufgedeckt werden (vgl. Heckemeyer et al., 2021). Demnach wird der Frage nachgegangen, wie Geschlecht in den aktuellen Ordnungen der Sporteignungsprüfungen konstruiert und (ent-)dramatisiert wird.

Methode
Das Forschungsprojekt umfasst mehrere Teilstudien. Der Vortrag fokussiert die Dokumentenanalyse der Eignungsprüfungsordnungen des Fachs Sport an allen deutschen Hochschulstandorten, welche mit Fokus auf Geschlechterkonstruktio-nen inhaltsanalytisch ausgewertet werden.

Ergebnisse & Diskussion
Obwohl die Mehrzahl der Eignungsprüfungsordnungen zu Zeiten der Covid19-Pandemie aktualisiert wurden, wird die binäre Geschlechterlogik auf sprachlicher und inhaltlicher Ebene kaum aufgebrochen. Bei eher bewegungs- statt sportarten-orientierten Inhalten sowie bei alternativen Prüfungsformen wie schriftliche Klausu-ren, ist Geschlecht im Rahmen der Eignungsprüfung irrelevant. Da Sporteignungs-prüfungen auch das Fachverständnis konstruieren, gilt es zu diskutieren, inwiefern das Aufbrechen von zweigeschlechtlichen Logiken im Sport zu Irritationen bei Lehrpersonen und Studierenden führen kann und inwiefern dies auch pädagogisch wertvoll sein kann. Die Position unserer Fachdisziplin in Verständigung mit ver-schiedenen Akteuren ist notwendig für prozessuale Veränderungen.

Literatur
Heckemeyer, K., Frohn, J. & Günter, S. (2021). Erklärung der dvs-Kommission Geschlechter- und Diversitätsforschung: Geschlechtliche Vielfalt im Sport – Konsequenzen für die Sportwis-senschaft. Zugriff am 21.02.2023 unter https://www.sportwissenschaft.de/fileadmin/pdf/download/2021_Erklaerung_Geschlechtliche_Vielfalt_im_Sport_final.pdf
Kuhlmann, D., Radtke, C. & Reuschel, K. (2014). Zum Verfahren der Feststellung der besonderen Eignung für das Lehramtsstudium des Faches Sport. Problemaufriss und Erfahrungsbericht. Sportunterricht, 63 (7), 207-214.

Authors

Lena Gabriel Aiko Möhwald

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