8–10 Jun 2023
Hamburg
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Sportpädagogik zwischen den Stühlen?!

Koedukativer Sportunterricht aus Sicht tänzerisch aktiver Schülerinnen

9 Jun 2023, 11:05
20m
Lesesaal

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1| Einzelvortrag AK 3.3

Speakers

Uta Czyrnick-Leber Dennis Batdorf Miriam Jordis Kuhrs Lennart Kleigrewe Jerome Lause Mario Quiering

Description

Einleitung
Die Ungleichbehandlung von Mädchen und Jungen im Sportunterricht ist durch eine Vielzahl von Beiträgen aus der sportwissenschaftlichen Koedukationsforschung belegt (Mutz & Burrmann, 2014). Während die Konsequenzen der Nicht-Berücksichtigung von Gestaltungssportarten für breitensportlich orientierte und sportschwache Schülerinnen schon weitreichend beleuchtet wurden, fehlt bislang ein fokussierender Blick auf die Folgen, die ein an einem männlichen Sportverständnis orientierter Sportunterricht auf die spezifische Gruppe hochsportiver Tänzerinnen haben kann. Die Studie widmet sich der Frage, wie tänzerisch aktive Schülerinnen ihren Sportunterricht wahrnehmen.

Methode
Die Datenbasis liefern 28 leitfadengestützte Interviews, die mit tänzerisch hochsportiven Schülerinnen durchgeführt wurden. 14 Schülerinnen besuchen aktuell die Sek I, weitere 14 sind ehemalige Schülerinnen, die heute als Profitänzerinnen oder Tanztrainerinnen arbeiten und ihren Sportunterricht retrospektiv betrachten. Die Interviewpartnerinnen sind in unterschiedlichen Tanzstilen aktiv (Hip Hop, Ballett, Rhythmische Sportgymnastik, Jazz, Breakdance; Musical Dance). Die Daten wurden qualitativ inhaltsanalytisch aus-gewertet.

Ergebnisse
Alle Interviewpartnerinnen betrachten ihren Sportunterricht (retrospektiv) als an den Inte-ressen der Jungen ausgerichtet, nehmen dies jedoch überwiegend als selbstverständ-lich wahr und reflektieren die Ungleichbehandlung nur vereinzelt als ungerecht. Ihre Sportnoten sind mit denen sportschwacher Schülerinnen vergleichbar. Während sie sich selbst als hoch sportiv einschätzen, werden sie von ihren Sportlehrern und Mitschülern in der Regel als unsportlich eingestuft und erleben häufig eine Entwertung ihrer tänzerischen Kompetenzen.

Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass auch Schülerinnen, die im hohen Maße wettkampf- und leistungsorientiert sind, und damit einem eher männlichen Sportverständnis entsprechen, im Sportunterricht scheitern, wenn die von ihnen durchgeführten Sportarten nicht unterrichtet werden. Dass sich die Ergebnisse unabhängig von der Tanzdisziplin und dem Alter der Interviewpartnerinnen zeigen, verweist einmal mehr auf ein Nicht-Einlösen der pädagogischen Potenziale eines reflexiv koedukativen Sportunterrichts.

Literatur
Mutz, M., & Burrmann, U. (2014). Sind Mädchen im koedukativen Sportunterricht systematisch benach-teiligt? Neue Befunde zu einer alten Debatte. Sportwissenschaft, 44(3), 171-181.

Authors

Uta Czyrnick-Leber Dennis Batdorf Miriam Jordis Kuhrs Lennart Kleigrewe Jerome Lause Mario Quiering

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