8–10 Jun 2023
Hamburg
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Sportpädagogik zwischen den Stühlen?!

Soziale Eingebundenheit und Interesse im Sportunterricht

9 Jun 2023, 16:20
20m
Sporthalle

Sporthalle

2b| Beitrag im Arbeitskreis AK 4.1

Speakers

Jan Sohnsmeyer (Universität Heidelberg) Julius Haag (Universität Heidelberg)

Description

Die Person-Gegenstands-Theorie differenziert das individuelle Interesse als zeit- und situationsübergreifende Tendenz einer Person, sich wiederholt mit einem Gegenstand auseinanderzusetzen und das aktuelle Interesse, welches den psychologischen Zustand einer Person während einer zeit- und situationsspezifischen Interessenhandlung bezeichnet. (Krapp, 2018). Im Lehr-Lern-Geschehen fungiert Interesse daher (1) als motivationaler Faktor und (2) als eigenständiges pädagogisches Bildungsziel. Vor diesem Hintergrund haben Maßnahmen zur Förderung des Interesses bei Schüler:innen eine hohe Bedeutung. Diskutiert werden in der Interessenforschung Maßnahmen zur Förderung von Autonomie, Kompetenzerleben und sozialer Eingebundenheit sowie die Adressierung von Neuartigkeit und persönlicher Relevanz (Renninger et al., 2019). Bislang liegen jedoch kaum empirische Befunde zur Wirksamkeit interessenförderlicher Maßnahmen speziell im Sportunterricht vor. Daher untersucht der vorliegende Beitrag, inwiefern soziale Eingebundenheit mit dem aktuellen Interessenerleben im Sportunterricht zusammenhängt.

Es wurden 248 Schüler:innen im Sportunterricht befragt. Dazu wurde der Fragebogen zur Erfassung des aktuellen Interesses (AI-Spo) nach einer Gruppenarbeit eingesetzt. Dieser beinhaltet drei Subskalen (gefühlsbezogene Valenz, wertbezogene Valenz, epistemische Orientierung) mit jeweils fünf Items (Haag & Sohnsmeyer, 2022). Die Peer-Einschätzungen wurden im Sinne der sozialen Netzwerkanalyse mittels Nominierungsfrage erhoben (Mit wem würdest du besonders gerne zusammenarbeiten?). Analysiert wurde der Zusammenhang zwischen dem aktuellen Interesse und

• dem standardisierten Eingebundheitsscore, der das Verhältnis aus der Anzahl eingehender Nennungen zur Anzahl möglicher Nennungen ausdrückt.
• dem Jaccard-Index, der das Verhältnis der prozentualen Übereinstimmung des gewünschten und des tatsächlichen Netzwerks in der durchgeführten Gruppenarbeit angibt.

Die Ergebnisse zeigen erwartungswidrig keine Zusammenhänge zwischen der allgemeinen sozialen Eingebundenheit und dem aktuellen Interesse im Sportunterricht. Es finden sich aber signifikante Korrelationen zwischen dem Jaccard-Index und dem aktuellen Interesse. Je höher der Anteil erwünschter Gruppenmitglieder in der Gruppenarbeit, desto höher das aktuelle Interesse. Die Effekte der Gruppenzusammensetzung sind als klein einzustufen, können aber als Hinweis interpretiert werden, dass die gewählte Sozialform das aktuelle Interesse im Sportunterricht beeinflusst.

Literatur
Haag, J. & Sohnsmeyer, J. (2022). Entwicklung eines Fragebogens zur Erfassung des Aktuellen Interesses im Sportunterricht. In M. Golenia, M. Jürgens, K. Kohake & N. Neuber (Hrsg.), Wissenstransfer – ein zentrales Thema für die Sportpädagogik? doi.org/10.17879/03079724451.
Krapp, A. (2018). Interesse. In D.H. Rost, J.R. Sparfeldt & S.R. Buch (Hrsg.), Handwörterbuch Pädagogische Psychologie (5. Aufl., S. 311-323). Beltz
Renninger, K.A., Bachrach, J.E. & Hidi, S. (2019). Triggering and maintaining interest in early phases of interest development. Learning, Culture and Social Interaction, 23, 100260.

Arbeitskreis Soziale Netzwerke im Sportunterricht

Authors

Jan Sohnsmeyer (Universität Heidelberg) Julius Haag (Universität Heidelberg)

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