Speaker
Description
Peernetzwerke wurden in der Vergangenheit vornehmlich fachunspezifisch, also ohne Berücksichtigung der Besonderheiten einzelner Fachkulturen, untersucht. Vor dem Hintergrund bisheriger Forschungsarbeiten zu sozialen Netzwerken in der Schule (z.B. McFarland et al., 2014) stellt sich die Frage, inwieweit typische Unterrichtsszenarien im Sportunterricht die Art der Beziehungsbildung beeinflussen und welche Beziehungsarten mit welchen Schülerinnenmerkmalen verknüpft sind.
In der vorliegenden Studie (N= 10 Schulklassen) wurden affektive (z.B. Sympathie) und instrumentelle Beziehungsarten (z.B. Sportspiel) in drei verschiedenen schulischen Domänen (Sport-, Mathematik- und Klassenleitungsunterricht) mit Hilfe von Peernominierungsverfahren erfasst. Zusätzlich wurden für diese Kontexte relevante Schülerinnenattribute (Geschlecht, Leistungsfähigkeit, Motivation) ermittelt, um die Dualität zwischen Peernetzwerken und Individualattributen in unterschiedlichen schulischen Domänen zu erforschen. Vor dem Hintergrund der Multiplexität von sozialen Netzwerken können keine monokausalen Zusammenhänge erwartet werden, sodass die multiple Korrespondenzanalyse (MCA) Methode der Wahl ist. Die MCA ist ein explorativer Ansatz zur Reduzierung und Visualisierung eines großen kategorialen Datensatzes auf einen niedrigdimensionalen Raum.
Die MCA hat ergeben, dass Sympathie die Grundvoraussetzung für die Zusammenarbeit schulbezogener Aktivitäten (z.B. Sportspiel) darstellt. Darüber hinaus lassen sich drei Bereiche der Beziehungsbildung empirisch unterscheiden: Persönliche Beziehungen, welche stark geschlechtshomophil geprägt sind und schulfachspezifische, instrumentelle Beziehungen. Instrumentelle Beziehungen sind dabei stärker geschlechterdurchmischt und werden durch fachspezifische Attribute (Leistung, Motivation) beeinflusst. Der sich daraus ergebende zweidimensionale Raum spiegelt die Muster für die Beziehungsbildung im Horizont von Individualattributen wieder, die wiederum stark durch die Besonderheiten der Fächer beeinflusst werden.
Die gewonnenen Erkenntnisse liefern erste Hinweise zum Einsatz von Sozialformen für (Sport)-lehrkräfte, um die Unterrichtsqualität nachhaltig zu optimieren. So konnten einzelne Interventionsstudien bereits eine verbesserte Lernleistung feststellen, wenn Lerndyaden auf Basis von Sympathie und nicht aufgrund von Leistungsaspekten im Informatikunterricht zusammengesetzt wurden (Hartl et al., 2015).
Literatur
Hartl, A.C., Dawn, D., Laursen, B, Denner, J., Werner, K., Campe, S., & Ortiz, E. (2015). Dyadic instruction for middle school students: Liking promotes learning. Learning and Individual Differences, 44, 33-39
McFarland, D. A., Moody, J., Diehl, D., Smith, J. A., & Thomas, R. J. (2014). Network Ecology and Adolescent Social Structure. American Sociological Review, 79(6), 1088–1121.
Arbeitskreis | Soziale Netzwerke im Sportunterricht |
---|