Das Aufkommen des Feminizid-Begriffs sowie dessen wissenschaftliche Weiterentwicklung ist eng mit der feministischen Bewegung verbunden. Daher ist es das Ziel des Seminars, aktivistische Wissensbildung und akademische Konzeptualisierung in seiner Verklammerung zu beleuchten. Die Seminarleitenden verstehen sich als Vertreterinnen einer kritischen und intersektionalen Wissenschaftspraxis, die sich an lokalen Missständen orientiert, Forschung zivilgesellschaftlich verankert und politisch und gesellschaftlich wirkt.
In Deutschland ist die (empirische) Erforschung von Feminiziden bisher nur rudimentär vorhanden. Daher möchten wir mit dem Seminar das Feld der internationalen und nationalen Feminizid-Forschung sichtbarer machen und dabei die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Feminizid-Konzeptionen, Formen von Feminiziden und mit den Bewegungen gegen Feminizide fördern. Die Forschung über Feminizide und über die Bewegung gegen diese entstammt unterschiedlichsten Forschungsdisziplinen wie Gender Studies, (feministische) Soziologie, Psychiatrie und Bewegungsforschung. Unsere Literaturauswahl gestaltet sich dementsprechend interdisziplinär.
Inhaltlich werden wir uns mit den Seminarteilnehmenden mit der Entstehung und Weiterentwicklung des Feminizid-Begriffs, der Bewegungsgeschichte (Bewegungen gegen Feminizide und gegen Transizide), dem internationalen und nationalen Stand der Feminizid-Forschung und empirischen Daten zu versuchten und vollendeten Feminiziden in Hamburg beschäftigen. Diese wurden von der „Dokumentations-AG“ des Anti-Feminizid-Netzwerks erhoben. Gerade die Untersuchung der empirischen Daten unter Rückgriff auf die grundlegenden Erkenntnisse der Feminizid-Forschung ermöglicht ein umfassendes Verständnis der den verschiedenen Formen von Feminiziden zugrundeliegenden Faktoren. Auch werden wir die Rolle von Staat und Politik bei Feminiziden, die in Deutschland verübt werden, untersuchen.
Termine: Dienstags 16:15 – 19:45 Uhr, an folgenden Terminen 05.11., 12.11., 19.11., 26.11., 03.12., 10.12., 17.12., im ZGD Seminarraum in der Monetastraße 4
Prüfungsleistung: Referat (3 ECTS)
Hinweise zur Anmeldung:
Es stehen insgesamt 30 Plätze zur Verfügung. Sollte dieser Kurs ausgebucht sein, schreiben Sie uns eine Mail an sekretariat.zgd@uni-hamburg.de und wir fügen Sie auf unserer Warteliste hinzu.
Zu den Lehrpersonen:
Tamara Candela Gómez de la Torre hat unter anderem Altamerikanistik und Lateinamerika-Studien studiert. An der Bielefeld Graduate School in History and Sociology (Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie) hat sie ein Dissertationsprojekt zu progressiven religiösen Bewegungen in Guatemala durchgeführt. Das Promotionsverfahren ist abgeschlossen.
Tamara ist seit einigen Jahren feministisch organisiert und interessiert sich insbesondere für die Bewegung gegen Feminizide. In diesem Rahmen führt sie Seminare, Workshops und weitere Veranstaltungen durch. Im vergangenen Jahr hat sie z.B. in Mexiko (an der Universität von Guadalajara), wo die Bewegung gegen Feminizide ihren Ursprung hat, einen Vortrag über die transnationale Verbreitung der Bewegung, die mittlerweile auch Deutschland erreicht hat, gehalten. Sie ist Mitbegründerin des Anti-Feminizid-Netzwerks und dokumentiert dort seit 2022 Feminizide, die in Hamburg verübt werden. Ihr ist es wichtig, Aktivismus und Wissenschaft miteinander zu verbinden.
Tabea Louis schloss Anfang 2022 ihren Master in Internationaler Kriminologie an der Universität Hamburg ab. Seitdem veröffentlichte sie im Bereich Polizeiwissenschaften und engagiert sich zivilgesellschaftlich gegen geschlechtsspezifische Gewalt. Im letzten Jahr koordinierte sie im Rahmen eines Forschungsprojektes Workshops zu Sicherheitsverständnissen in verschiedenen Stadtteilen Hamburgs und veröffentlichte außerdem zur polizeilich eingesetzten KI am Hansaplatz. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie Wissenschaft auch gesellschaftlich wirken kann versucht diesen Anspruch in ihrer Arbeit zu verwirklichen.