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Description
Einleitung und Hintergrund
Zwar ist der Sportunterricht ein beliebtes Schulfach (Weber, Neumann & Möhwald, 2021), dennoch gehen Autor:innen davon aus, dass zwischen 15% bis 20% der Schüler:innen kein Interesse am Sportunterricht haben (Burrmann, 2015; Wydra & Förster, 2000) oder sich diesem verweigern, insbesondere während der Pubertät (Weber, Neumann & Möhwald, 2021; Wolters & Gebken, 2005). Dies steht dem zentralen Anspruch des Faches diametral entgegen, Schüler:innen für lebenslanges Sporttreiben zu motivieren. Daher stellt sich die Frage, wie Schulsportverweigerung (SSV) verhindert bzw. ihr gegenüber interveniert werden kann und ob der Einsatz digitaler Medien dabei neues Potenzial bietet.
Dazu wird empirisch angereichert eine Systematisierung für Handlungsstrategien aufgestellt, die sich an der theoretischen Einteilung der Handlungsebenen in Institution-, Unterrichts- und Beziehungsebene nach Wolters und Gebken (2005) orientiert und um Aspekte der Digitalisierung erweitert wird.
Methodik
11 Lehrkräfte weiterführender Schulen aus ganz Deutschland wurden Ende 2022 zu ihrer Sicht bezüglich SSV in einer semi-strukturierten, leitfadengestützten Interviewstudie befragt und die Transkripte mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) analysiert.
Ergebnisse und Diskussion
Laut den befragten Lehrkräften ist die Ursachenerkennung der Verweigerungshaltung essenziell, um adäquat handeln zu können. Dabei können digitale Medien unterstützend mitwirken. Darüber hinaus bietet der neue Zugang durch digitale Medien hinsichtlich SSV eine Angebotsvielfalt und Differenzierungsmöglichkeit, kann Schüler:innen motivieren und im Sportunterricht eine Professionalität fördern, wodurch präventiv und intervenierend gehandelt werden kann. Dennoch kritisch zu betrachten sind die teilweise fehlende Effizienz des Einsatzes digitaler Medien sowie mangelnde Digitalkompetenzen der Lehrkräfte oder Schüler:innen und fehlende Ausstattungen der Sportstätten. Insgesamt zeigen die Aussagen der Befragten eine gute Passung zur Systematisierung nach Wolters und Gebken (2005), die empirisch geleitet um Handlungsstrategien zum Umgang mit SSV durch digitale Medien erweitert wird.
Literatur
Burrmann, U. (2015). Schülertypen im Sportunterricht der Sekundarstufe I – Perzeption des Sportunterrichts und deren Bezug zum außerschulischen Sport. Zeitschrift für sportpädagogische Forschung, 2, 61-82.
Mayring, P. (2010). Qualitative Inhaltsanalyse. Beltz.
Weber, T., Neumann, P. & Möhwald, A. (2021). Nicht-Interesse im Sportunterricht bei Schülerinnen der Sekundarstufe I. Sportunterricht, 70(12), 544-549
Wolters, P. & Gebken, U. (2005). Schulsportverweigerer. Sportpädagogik, 29(2), 4-10.
Wydra, G. & Förster, D. (2000). „Sportunterricht – nein danke!“ Eine Sekundäranalyse der Einstellungen von Schülerinnen und Schülern, denen der Sportunterricht egal ist. Körpererziehung*, 50(2), 90-95.
Arbeitskreis | Standortbestimmung eines digitalisierungsbezogenen Sportunterrichts |
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