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Familiäre Leseaktivitäten stellen eine wesentliche Basis für die Entwicklung der Lesekompetenz von Kindern dar (Rosebrock/Nix 2020). Allerdings zeigen Studien, dass Kinder aus mehrsprachigen Familien wenig Gelegenheit zu Home-Literacy-Aktivitäten haben (Ilic 2016), z.B. weil keine Bücher in der Familiensprache vorhanden sind. Hier setzt das Bücherkoffer-Programm an: Durch die schulisch unterstützte mehrsprachige und dialogische Auseinandersetzung mit 24 mehrsprachigen Bilderbüchern im häuslichen Umfeld soll die Subjekt- und soziale Ebene der Lesekompetenz der Kinder gefördert (Masanek 2022) und eine anerkennend-wertschätzende Haltung als Voraussetzung für Lernerfolge von mehrsprachigen Kindern (Fürstenau & Gomolla 2011) entwickelt werden. Plurilingual literacy fungiert hier folglich als Ressource sowie als Ziel von Bildungswegen.
Im vorliegenden Beitrag soll das Projekt ‚BLUME - Evaluation des Bücherkoffers zur Leseförderung und Unterstützung mehrsprachiger Schülerinnen‘ vorgestellt werden. Bei BLUME handelt es sich um eine gemischtmethodische Evaluationsstudie mit Fokus auf die subjektiven Perspektiven von Eltern und Kindern aus mehrsprachigen Familien. Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrags steht die Untersuchung der Praktiken der Nutzung des Bücherkofferkoffers durch die teilnehmenden Kinder (Erst- und Zweitklässlerinnen aus Grundschulen in Rheinland-Pfalz), erfasst mittels eines eigens hierfür entwickelten Fragebogens. Erste Pilotierungsergebnisse (n=27 Kinder) deuten u.a. darauf hin, dass die Beschäftigung mit den Bücherkoffer-Büchern vielfältigen sprachlichen und kulturellen Praktiken folgt. So werden die Bücher kaum ausschließlich in der Familiensprache gelesen, sondern meist auf Deutsch und in einer anderen Sprache, sodass sich Praktiken des Translanguagings zeigen. Auch wird der Blick auf für die Familie unbekannte Sprachen und Schriften gelegt, was häufig in Sprach- und Schriftvergleichen mündet. Überdies zeigt sich, dass die Rollen von Lesenden und Zuhörenden wiederholt zwischen Eltern und Kindern wechseln. Neben dem Lesen nimmt ebenfalls das mehrsprachige Erzählen zu den Bildern in der Familiensprache eine größere Rolle ein, wobei Aspekte des dialogischen Lesens nur bedingt realisiert werden. Im hier zur Rede stehenden Vortrag werden die Ergebnisse der Hauptstudie (n = 150 Schüler*innen) vorgestellt.
References
Fürstenau, S., & Gomolla, M. (2011). Migration und schulischer Wandel: Mehrsprachigkeit. Springer.
Ilić, V. (2016). Familiale Lernumwelt von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund: Eine empirische Studie zum Zusammenhang zwischen Home-literacy-Aktivitäten und bildungssprachlichen Fähigkeiten. Verlag Barbara Budrich.
Rosebrock, C., & Nix, D. (2020). Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Schneider Verlag Hohengehren.
Masanek, N. (2022). Mit dem Bücherkoffer Lernlücken aufholen. Vorstellung eines Leseförderprogramms zur Stärkung mehrsprachiger Leseaktivitäten von Familie und Schule. Pädagogik, 2, 58 – 61.
Content/contenu/Inhalt 2
Family reading activities are an essential basis for the development of children's reading skills (Rosebrock/Nix 2020). However, studies show that children from multilingual families have few opportunities for home literacy activities (Ilic 2016), e.g. because there are no books in the family language. This is where the ‘Bücherkoffer-Programm’ comes in: Through school-supported multilingual and dialogue-based engagement with 24 multilingual picture books in the home environment, the aim is to promote the subject and social level of children's reading skills (Masanek 2022) and to develop an appreciative attitude as a prerequisite for learning success for multilingual children (Fürstenau 2017). Plurilingual literacy functions here as a resource and as the goal of educational pathways.
This article presents the project ‘BLUME - Evaluation of the ‘Bücherkoffer’ for reading promotion and support for multilingual pupils’. BLUME is a mixed-method evaluation study focussing on the subjective perspectives of parents and children from multilingual families. In this presentation we analyse the practices of using the ‘Bücherkoffer’ by the participating children (first and second graders from primary schools in Rheinland-Pfalz, Germany), recorded using a specially developed questionnaire. Initial pilot results (n=27 children) indicate that engagement with the Bücherkoffer books follows a variety of linguistic and cultural practices. For example, the books are rarely read exclusively in the family language, but mostly in German and in another language, so that practices of translanguaging are evident. There is also a focus on languages and scripts that are unknown to the family, which often results in language and script comparisons. Furthermore, the roles of reader and listener repeatedly change between parents and children. In addition to reading, multilingual storytelling about the pictures in the family language also plays a greater role. In this presentation, the results of the main study (n = approx. 150 pupils) are presented.
Title/ titre/Titel 2 | Multilingual reading promotion and plurilingual literacies in the ‘BLUME’ project |
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