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Description
Mehrsprachigkeit als Ressource für Denk- und Lernprozesse wird im Unterricht immer noch selten genutzt, auch wenn die Wissenschaft bereits erkenntnisreiche Potenziale und praxisorientierte Umsetzungsmodelle zur bilingualen Förderung erarbeitet hat (Redder et. al 2018, Roll et al. 2020, Wagner et al. 2022 u.a.).
Das Hildesheimer Teilprojekt des BMBF-Verbundprojekts „Adaptive Sprachförderarchitektur am Beispiel der Konnektierung in Klima- und Energiediskursen“ (arche) nimmt mehrsprachige Potenziale von Grundschüler*innen (Russisch als Herkunftssprache und Deutsch) in den Fokus, die einen außerschulischen Lernort zur Förderung der Herkunftssprache (russische Samstagsschule) besuchen und den formalen Unterricht in der Herkunftssprache erhalten. Anhand von didaktisch aufbereiteten Materialien wird erprobt, wie die in der L1/Herkunftssprache erworbenen Strukturen für die sprachliche Realisierung komplexer Zusammenhänge des Klima- und Energiediskurses in der L2 fruchtbar gemacht werden können. Das Potenzial der bilingualen Förderung liegt vor allem in den Transfermomenten zwischen den Sprachen und wird durch gezielte Aufgabenstellungen (mündlich und schriftlich) elizitiert. Ausgehend von den Ergebnissen der Projekte MuM-Multi (Redder et al. 2018, Wagner et al. 2022) und SchriFT (Roll et al. 2019) wird angenommen, dass der Einbezug der L1/Herkunftssprache nicht nur für das fachliche Lernen förderlich sein kann, sondern auch für das sprachliche Lernen fruchtbar gemacht werden kann, um den Sprachausbau in der L1/Herkunftssprache und L2 zu fördern.
Das vorgestellte Modell kann einerseits eingesetzt werden, um bei den mehrsprachigen Schülerinnen die mentale Klarheit über den komplexen Gegenstand herzustellen, was das Zulassen der L1/Herkunftssprache in den Lehr-Lernprozessen erfordert, und andererseits, um komplexe Denk- und Verstehensprozesse der Schülerinnen in beiden Sprachen zu unterstützen und somit beide Sprachen zu fördern. Je nach Klassenkonstellation kann das Modell sowohl in der Einzelarbeit als auch in der Gruppenphase mit Schüler*innen gleicher L1/Herkunftssprache angewendet werden (Bredthauer 2024).
Content/contenu/Inhalt 2
Multilingualism as a resource for thinking and learning processes is still rarely used in the classroom, even though science has already developed insightful potentials and practice-oriented implementation models for bilingual support (Redder et. al 2018, Roll et al. 2020, Wagner et al. 2022 and others).
The project ‘Adaptive language support architecture using the example of connection in climate and energy discourses’ focuses on the multilingual potential of primary school students (Russian as Heritage Language and German) who attend a community-based school to promote their Heritage Language and receive formal instruction in their Heritage Language. Didactically prepared materials are used to test how the structures acquired in the L1/Heritage Language can be made useful for the linguistic realization of complex contexts of climate and energy discourse in the L1/Heritage Language and L2 as well. The potential of bilingual promotion lies above all in the transfer moments between the languages and is elicited through targeted tasks (oral and written). Based on the results of the MuM-Multi (Redder et al. 2018, Wagner et al. 2022) and SchriFT (Roll et al. 2019) projects, it is assumed that the inclusion of the L1/Heritage Language can not only be beneficial for subject-specific learning but can also be utilized for language learning in order to promote language development in the L1/Heritage Language and L2.
The presented model can be used to create mental clarity about the complex subject matter for multilingual students, which requires allowing the L1/Heritage Language in the teaching and learning processes, and to support complex thinking and comprehension processes of the students in both languages and thus promote both languages. Depending on the class constellation, the model can be used both in individual work and in the group phase with students of the same L1/Heritage Language (Bredthauer 2024).
References
Bredthauer, S. (2024). Mehr Sprachen als Schüler*innen – Empirische Erfassung und
didaktische Implikationen von mehrsprachiger Vielfalt in Vorbereitungsklassen. In: Beiträge
zur Fremdsprachenvermittlung (bzf), 68/2024, 57-72. Online unter: https://www.veplandau.de/produkt/beitraege-zur-fremdsprachenvermittlung-68-2024-digital/.
Redder, A. et al. (2018). Mehrsprachiges Handeln im Mathematikunterricht. Waxmann.
Roll, H. et al. (2019). Schreiben im Fachunterricht der Sekundarstufe I unter Einbeziehung des Türkischen. Empirische Befunde aus den Fächern Geschichte, Physik, Technik, Politik, Deutsch und Türkisch. Waxmann.
Wagner, J. et al. (2022). Mehrsprachiges Mathematiklernen. Von sprachhomogenen
Kleingruppen zum Regelunterricht in sprachlich heterogenen Klassen. Waxmann.
Title/ titre/Titel 2 | Thinking and speaking in two languages with a focus on connectivity |
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